Musikschule Ravensburg

200 junge Künstler machen das Unmögliche möglich

RAVENSBURG - Wer sich mit Laien auf eine Opernaufführung einlässt, muss eine Eigenschaft besitzen: eine überschwängliche Freude am Musizieren und Gestalten. Und diese Eigenschaft hat Musikdirektor Lutz Eistert, der sich mit Schülern der Musikschule an Smetanas komische Oper „Die verkaufte Braut“ gewagt hat. Der Beifall im Konzerthaus wollte kaum enden.

Von unserem Mitarbeiter Ulrich Höflacher

Smetanas Oper ist inhaltlich ebenso einfach wie wirkungsvoll. Alles ist aufgeboten, um ein Fest für Ohren und Augen entstehen zu lassen. Böhmische Musik spielt mit Virtuosität und Sentimentalität, in die Glieder fahrende Tänze in atemberaubendem Tempo stehen neben sehnsuchtsvollen Arien, die eine rührende Naivität ausstrahlen. Wenn dann noch derbe Volksszenen und sogar ein Zirkus das Menü anreichern, kann der Bühnenzauber nicht vollkommener sein. Fast 200 Mitwirkende auf und hinter der Bühne haben das schier Unmögliche möglich gemacht, mit fast nur eigenen Kräften ein große Oper aufzuführen.

Es wäre keine Produktion der Musikschule Ravensburg, wenn nicht mit Witz die Vorlage mit etwas Lokalkolorit gepfeffert wäre. Deshalb wirbelte in der Zirkusszene zu Beginn des zweiten Aktes die Flipp-Truppe des TV Weingarten über die Bühnenbretter (Leitung: Herta Köller) und der Zauberer Harry Hauber verblüffte mit seiner schwebenden Esmeralda. Die zauberhaften Mädchen des Balletts tanzten perfekt in Choreographien von Daniela Sauter zu Smetanas Musik, auch äußerlich durch die Maske von Annett Radics, wie auch die übrigen Mitwirkenden, makellos in Szene gesetzt. Und nicht zuletzt die spielenden kleinen Kinder tragen zur „Wohlfühlatmosphäre“ bei.

Präzise entfaltete dann das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Ravensburg die Fuge klangprächtig aus dem Orchestergraben. Eine Ferienwoche und unzählige Sonderproben haben die Orchestermusiker auf sich genommen, um das anspruchsvolle Werk einzustudieren. Die Chorpartien wurden mit Engagement von der Chorgemeinschaft Grünkraut und dem Singkreis Ravensburg (Einstudierung: Ulrich Niedermaier) in farbenprächtigen Kostümen von Helga Schwab vorgetragen. Und schließlich bekam die Aufführung durch die Gesangssolisten noch weitere Glanzpunkte.

Strahlende Höhe, sonore Tiefe

Allen voran in den Hauptrollen Leila Trenkmann als „Marie“, mit einer strahlenden Höhe und sonoren Tiefe in ihrer Stimme, die in allen Registern begeisterte. Ihr zur Seite stand mit strahlkräftigem Tenor Ulf Gloede als „Hans“. Trefflich besetzt waren die Buffopartien mit Norbert Nagerl als schlitzohrigem und übertölpeltem „Kezal“ und Lothar Riehmann als urkomisch stotternder „Wenzel“, dem ein großes Glück zu gönnen war. Die Elternpaare „Kathinka“ und „Kruschina“ sowie „Agnes“ und „Micha“ wurden in ausgewogenen Ensembles gesungen von Birgit Holzmann, Fred Bonitz, Katja Bareiss und Michael König. Den oberschwäbischen Zirkusdirektor „Springer“, der es allemal faustdick hinter den Ohren hat, spielte Rudi Hämmerle.

Weitere Aufführungen gibt es am Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag jeweils um 19 Uhr im Konzerthaus. Karten sind bei der Tourist Information im Weingartner Hof erhältlich.

Vollkommenen Bühnenzauber bietet „Die verkaufte Braut“ in der Aufführung der Musikschule Ravensburg.

SZ-Foto: Roland Rasemann