
Und voller Stolz auf seine Musiker sagte ein strahlender Eistert am Ende der Zweitvorstellung am Sonntagabend: „Alle Achtung und Bewunderung! Das hätte ich vor Jahren nie für möglich gehalten, dass ich so etwas mit diesem Orchester spielen könnte.“ Was nicht zuletzt der intensiven Probenarbeit und seinem umsichtigen Dirigent zu verdanken ist.
Ungewohnt waren für die Musiker nicht nur die außergewöhnlich hohen Lagen, die beispielsweise den Streichern abverlangt werden, die Solopassagen für Oboe oder Flöte, sondern auch die punktgenaue Abstimmung mit den Sängern. Ganz besonders aber geht es um die Stimmungen, die Verdi so eindringlich malt, wie schon in der Ouvertüre, in der Monterones Fluch, schwer über dem Ganzen lastet.
Trompeten, Posaunen und düstere Trommelwirbel verraten, dass Rigolettos Schicksal schon besiegelt ist: „Quel vecchio maledivami – der alte Mann verfluchte mich“ – dieser Satz wird ihn bis zuletzt verfolgen. Berührend malte das Orchester später Rigolettos Trauer um die geraubte Tochter, erregt unterstrich es das vergebliche Flehen des Vaters, sie von den eiskalten Höflingen zurückzubekommen.
Natürlich bildete das Orchester hier nur den Hintergrund, den Klangteppich für die Protagonisten und ihre zu Herzen gehenden Arien. Das gelang den Musikern besonders gut bei den leiseren Szenen, während die überbordende Lebenslust, wie sie am Hof des Herzogs zur Schau gestellt wird, so laut geriet, dass die Sänger gezwungen waren zu forcieren. Dabei brachten die Sänger starke, voluminöse Stimmen mit. So glänzte Fred Bonitz mit einem profunden Bass, der den Fluch des Monterone kraftvoll herausschleuderte, ebenso Michael König als düsterer Profi-Killer Sparafucile.
Sehr gut war, dass bei der Aufführung in italienischer Sprache Lothar Riehmann das Geschehen ansagte. Er komplettierte als Sänger das Trio der korrumpierten Höflinge, das mühelos den Chor der Höflinge ersetzte. Ihnen standen Steffen Balbachs Rigoletto und Michael Suttners Herzog gegenüber. Während Balbach in den dramatischen wie lyrischen Passagen mit einem sehr flexiblen Bariton begeisterte, stemmte Suttner seinen Tenor zu heldenhaft empor und ließ das nötige Piano, die Lyrik in den Liebesszenen vermissen.
Erotisches Knistern brachte Marina Sandels Maddalena mit dunkel gefärbtem Mezzo ins Spiel, während die Sopranistin Astrid Marie Lazar mit strömenden Koloraturen berührend die reine Liebe entgegenhielt. Lazar ließ von Anfang an Dramatik mitschwingen, sie war als Gilda nicht das Mädchen, das Rigoletto noch bewahren will, sondern eine Frau, die bedingungslos ihre Liebe lebt, bis in den Tod für den unwürdigen Geliebten. Als Einzige brachte sie auch etwas szenische Präsenz ins Spiel, die man sich von übrigen Sängern ebenfalls gewünscht hätte. Insgesamt eine bewundernswerte Gesamtleistung.