Der Zigeunerbaron 2004

Handlung Johann Strauß Solisten Ensemble Orchester Team Presse

 

Johann Strauß

 

Johann Strauß
(1825 - 1899)

Johann Strauß 1825-1899

Der Tag des 25. Oktober 1825. an welchem Johann Strauß in der Vorstadt St. Ulrich, Lerchenfeldstraße 124 zur Welt kam, wurde ein ebenso bedeutungsvolles Datum der Musikgeschichte wie der 15. Oktober 1844, an welchem er zum ersten mal mit einem rasch rekrutierten kleinen Orchester in die Öffentlichkeit trat. Gegen den heftigen Widerstand seines Vaters setzte sich Johann Strauß durch und wurde Musiker.

Durch ihn wurde der Wiener Walzer zum anerkannten Kulturgut. Die Wiener Theaterszene stand zu jener Zeit fast vollständig unter französischem Einfluss. Die kecken, bisweilen frech-fröhlichen Weisen des mit Kölner Wasser getauften Parisers Jacques Offenbach waren von der Seine bis zur Donaustadt gedrungen. Franz von Suppe, der Nestor der Wiener Operette, bezog als erster die neuen Ideen in seine Werke ein und beeinflusste damit auch Johann Strauß maßgebend. Dieser errang durch pikante Rhythmik, distinguierte Melodik und vorzügliche Instrumentierung seiner Tanz- und Konzertstücke geradezu klassisches Format und den Ruf eines "Walzerkönigs".

Erst spät wandte er sich dem Theater zu. Seine Weit waren die Hofbälle, Konzerte und Reisen mit seinem berühmten Orchester. Wiederum war es Jacques Offenbach, von dem der entscheidende Impuls ausging. Er sprach seinem Kollegen den Mut zu, sich an die Kompositionen einer Operette zu wagen. So entstanden im vierten Lebensjahrzehnt zunächst zwei Operetten mit den Titeln "Indigo" und "Der Karneval in Rom".

Am 5. März 1874 wurde das Textbuch der Operette - unter dem Titel "Doktor Fledermaus" bei der K.u.K. Zensurbehörde eingereicht. Obwohl die Polizeidirektion das Werk am 20. März 1874 zur Darstellung zugelassen hat, wurden in diesen 15 Tagen bedeutende Text Änderungen vorgenommen. Es ist anzunehmen, dass der Zensor aus Respekt vor dem weltberühmten Autor seine Bedingungen zur Änderung mündlich vorgebracht hat.

Am Ostersonntag des Jahres 1874 leitete Johann Strauß die Uraufführung. Nach anfänglich zögerndem Erfolg hat sich die "Fledermaus" - ähnlich wie Mozarts "Zauberflöte" vehement durchgesetzt. Darauf folgten "Eine Nacht in Venedig", "Der Zigeuner-Baron" und andere. Lockende Walzer, feurige Galopps und sprühende Polkas machten den "Walzerkönig" weltberühmt bis zum heutigen Tage.

Johann Strauß Sohn

Die Anfänge der Karriere
(1844-49)

Johann Strauß Sohn, von 1841 an Student des Polytechnikums, interessierte sich nicht sonderlich für das trockene Rechnungswesen und wurde nach zwei Jahren wegen "disziplinarwidrigen Verhaltens" aus der Anstalt ausgeschlossen.

Auch ein Privatlehrer konnte die Situation nicht retten: Johann schwänzte die Stunden und widmete sich lieber der Musik.

Ein Jahr lang nahm er noch Geigen- und Theorieunterricht, dann beantragte er die polizeiliche Erlaubnis, "mit einem Orchester von 12 bis 15 Personen in Gastlokalitäten zu spielen". Am 15. Oktober 1844 gab er mit seinem Orchester ein erfolgreiches Debüt bei "Dommayer" in Hietzing.

Nach diesem ersten Auftritt boten ihm verschiedene Etablissements die Gelegenheit, sich hören zu lassen, und wenig später erschienen auch schon seine ersten Kompositionen beim Verlag Mechetti.

Nun entbrannte ein musikalischer Wettkampf zwischen Vater und Sohn; beide bemühten sich nach Kräften um die Gunst der Zeitungsredakteure und suchten auf dem Terrain des Konkurrenten Boden zu gewinnen.

Johann Strauß Sohn spielte beim "Dommayer", im "Goldenen Strauß" in der Josefstadt (im Theatergebäude, Wien 8, Josefstädter Str.,), im Casino Zögernitz, im "Grünen Tor" (im heutigen 9. Bezirk), in der "Goldenen Birne" und im "Tivoli".

Gasthaus "Zum goldenen Strauß"
Gasthaus "Zum goldenen Strauß"

Schon 1845, mit 20 Jahren, wurde er als Nachfolger Lanners Kapellmeister des Zweiten Bürgerregiments. Bei Militärumzügen standen die Konkurrenten nun Seite an Seite: der Vater leitete seit 1834 die Kapelle des Ersten Bürgerregiments.

Im Sommer 1847 wurde dann das Kriegsbeil begraben: Johann soll seinem Vater am Vorabend von dessen Namenstag ein Ständchen gebracht und ihn so versöhnt haben. Wenige Monate später, während der März-Revolution, standen sie einander jedoch politisch gegenüber - der Sohn gab seiner Sympathie für die Aufständischen mit "aktuellen" Kompositionen Ausdruck ("Revolutions-Marsch" op. 54, "Studenten-Marsch" op. 56), die vom Staat sofort verboten wurden, und musste sich wegen der öffentlichen Aufführung der Marseillaise sogar vor der Stadthauptmannschaft Wien verantworten. Dieser Schönheitsfehler in seiner Biographie sollte ihm noch Jahre nachhängen: als er 1856 um die Verleihung des Titels eines Hofballmusikdirektors ansuchte, wurde das Gesuch vom Kaiser abgelehnt.

Als Vater Strauß im September 1849 starb, übernahm der Sohn sein Orchester. Zur Trauerfeier am 11. Oktober trat er erstmals mit ihm auf; es wurde Mozarts Requiem gespielt. Doch die Musiker lehnten den jungen Nachfolger ab, und es blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, als das Orchester aufzulösen neu zu organisieren.

 

Die Walzerkönige

Die "Väter" des Wiener Walzers: Joseph Lanner und Johann Strauß

Wiener Tanzmusik im frühen 19. Jahrhundert

Mit dem Begriff des "Wiener Walzers" verbindet man heute in erster Linie den Komponisten Johann Strauß Sohn.
 

Johann Strauß Vater wird allenfalls als der "Wegbereiter" seines berühmten Sohnes angesehen, doch stehen er wie auch Joseph Lanner zu Unrecht in dessen Schatten, denn sie haben beide zur Entwicklung der Tanzmusik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Entscheidendes beigetragen: sie haben dieses Genre kunstvoll ausgearbeitet und ihm durch eigenständige, unverwechselbare Tanzformen individuelle Züge verliehen. Der Hofball
Der Hofball (Aquarell, 1900)

Das emanzipierte Wiener Bürgertum des 19. Jahrhunderts war bemüht, die repräsentativen Äußerlichkeiten des Kaiserhofes für seine Verhältnisse zu adaptieren. Bälle waren nicht mehr das Privileg des Adels: in Tanzsälen, Wirtshäusern und öffentlichen Gärten fanden große Tanzveranstaltungen statt, die auch den niederen Ständen die Möglichkeit zum Amüsement boten. Jedes größere Gasthaus organisierte zur Faschingszeit mindestens einen Ball, und der Andrang war derart groß, dass immer neue Etablissements mit großen Tanzsälen entstanden.

Tanzveranstaltungen mussten amtlich angemeldet werden (an Sonn- und Feiertagen waren sie grundsätzlich untersagt). Dem Staat brachten solche Lustbarkeiten erhebliche Steuereinnahmen, und auch die Musikverleger, die Tanzmusik in unzähligen Arrangements anboten, profitierten davon. Das Publikum verlangte stets nach neuen Kompositionen; die Stücke wurden nicht länger als eine Saison hindurch gespielt. Die meisten freischaffenden Komponisten ergriffen die Chance, sich mit Tanzmusik ein Zubrot zu verdienen, selbst Ludwig van Beethoven und Franz Schubert verschmähten es nicht, für dieses Genre zu komponieren.

Das bürgerliche Wien tanzte am liebsten die überlieferten Volkstänze Ländler, Walzer, Polka, Galopp. In den Häusern des Adels pflegte man noch eine Zeitlang die barocken höfischen Tänze, doch wurden Menuett, Gavotte oder Sarabande bald vom Walzer verdrängt.

Im 18. Jahrhundert waren die volkstümlichen Tänze noch nicht klar gegeneinander abgegrenzt gewesen. Joseph Lanner und Johann Strauß Vater verliehen den Gattungen Walzer und Ländler, Marsch und Galopp einen eigenen musikalischen Charakter und eine mehr oder weniger einheitliche Form mit Introduktion, einer Folge von fünf oder sechs Tänzen und Finale; die einzelnen Abschnitte sind oft durch motivisch-thematische Verwandtschaft miteinander verbunden.

Die Strauß-Söhne Johann, Josef und Eduard knüpften an dieses Formschema an und entwickelten es weiter. Johann gab den einzelnen Abschnitten unterschiedliche Ausdehnung und setzte sie zueinander in thematische Beziehung; Josef schuf sogar sinfonische Konzertwalzer, Stimmungsbilder, die mit heiteren Tänzen oft nichts gemein hatten und sich in Form und Inhalt an Liszt und Wagner anlehnen. Eduard war der kompositorisch am wenigsten Begabte unter den Brüdern, doch war er ein ausgezeichneter Dirigent; er hat die Musik Lanners, seiner Brüder und seines Vaters bis über die Jahrhundertwende hinaus gepflegt.

 

Die Strauß-Dynastie

 

 

Am 11. Juli 1825 heiratete Johann Strauß Maria Anna Streim (1801-1870).

 

Ihrem Vater Josef Streim gehörte das Bierlokal "Zum goldenen Brunnen" (heute Wien 9, Thurygasse 3).

Das junge Paar wohnte zunächst in St. Ulrich Nr. 76 (Wien 7, Lerchenfelder Str. 15), hier wurde Johann Strauß junior geboren. Im Jahr darauf übersiedelten sie nach Mariahilf Nr. 865 "beim Kreuz und beim Ritter" (Wien 6, Mariahilfer Str. 65 / Nelkengasse 8), wo Josef Strauß zur Welt kam.


Johann Strauß-Geburtshaus
Wien 7, Lerchenfelderstr.15

1828/29 ließ sich die Familie in der Leopoldstadt nieder. Innerhalb von vier Jahren wechselten die Straußens zweimal die Wohnung: im Februar 1830 mussten sie das Haus "Zum weißen Wolfen" in der Donaustraße wegen einer Überschwemmung verlassen; sie zogen in das Haus "Zum Einhorn" (Wien 2, Karmelitergasse 7). Von 1832/33 an wohnten sie im Haus "Zum goldenen Hirschen", auch "Hirschenhaus" genannt (Wien 2, Taborstrasse 17), wo ihnen fast die ganze erste Etage (13 Zimmer und 3 Küchen) zur Verfügung stand. Hier wurden die Kinder Ferdinand (1834) und Eduard (1835) geboren.

In den Jahren 1828 bis 1834 verbrachte Johann Strauß die Sommermonate im Haus der Schwiegereltern in Salmannsdorf (Wien 19, Dreimarksteingasse 13).

Johann Strauß und seine Frau Anna hatten sechs Kinder: Johann (1825-1899), Josef (1827-1870), Anna (1829-1903), Therese (1831-1915), Ferdinand (1834) und Eduard (1835-1916).

 

Die drei Söhne: Eduard, Johann, Josef
Die drei Söhne: Eduard, Johann, Josef

Obwohl sich der Vater immer weniger um seine Kinder kümmerte und schließlich von der Familie trennte, traf er die Entscheidung über die schulische Ausbildung der drei Söhne. Vater und Mutter waren sich darin einig, dass sie trotz ihrer überdurchschnittlichen Begabung nicht die Laufbahn eines Berufsmusikers einschlagen, sondern Musik nur für den "häuslichen" Bedarf betreiben sollten.

Von 1837 bis 1841 besuchten Johann und Josef das renommierte Schottengymnasium; anschließend sollten sie ein Hochschulstudium absolvieren. Bei dem mährischen Pädagogen und Organisten Wenzel Plachy erhielten die Buben Klavierunterricht. Johann nahm ohne Wissen des Vaters auch Violinunterricht, den er durch Klavierstunden selbst finanzierte. 1841/42 begannen die beiden Brüder ihre berufliche Ausbildung an der kommerziellen Abteilung des k. k. Polytechnischen Institutes (heute Technische Universität, Wien 4, Karlsplatz 13).

Mit der Zeit entfremdete sich Johann Strauß seiner Familie. Er lernte die Modistin Emilie Trampusch (1814-1857) kennen und führte mit ihr eine "Zweitehe", der sieben Kinder entstammten.

 

Nach dem endgültigen Zerwürfnis mit seiner Frau Anna verließ Johann Strauß 1843 das Hirschenhaus und bezog mit seiner Zweitfamilie das Haus Leopoldstadt Nr. 245 (Wien 2, Lilienbrunngasse 18).

Anna Strauß kämpfte zwei Jahre lang um die Scheidung, die im Januar 1846 ausgesprochen wurde.


Blick vom Kahlenberg auf Wien

1848 übersiedelte Johann Strauß mit der Trampusch-Familie in die Innere Stadt Nr. 817/829 (Wien 1, Kumpfgasse 11). Dort starb er am 25. 9. 1849 an Scharlach. Wie Joseph Lanner wurde er auf dem alten Döblinger Friedhof beerdigt; heute befindet sich sein Grab auf dem Zentralfriedhof (Ehrengräber-Gruppe 32 A, Nr. 15).

 

Johann Strauß Vater
(1804-1849)

 

Johann Strauß Vater

Johann Strauß Vater

 

Herkunft

Johann Strauß' Vater war Franz Borgias Strauß (1764 - 1816). Er lebte in der Leopoldstadt, Wiens heutigem zweitem Gemeindebezirk. 1797 hat er Barbara Dollmann (1770-1811) geheiratet. Von den sechs Kindern des Paares starben vier schon im ersten Lebensjahr. Franz Borgias war zunächst Kellner in verschiedenen Bierlokalen. 1803 erwarb er das Lokal "Zum heiligen Florian" in der Leopoldstadt Nr. 53 (heute Wien 2, Floßgasse 7) und legte den Bürgereid ab; ab 1808 ist er als Bierwirt in der Leopoldstadt Nr. 432 (Wien 2, Weintraubengasse 1) nachgewiesen. 1811 verwitwet, heiratete er im selben Jahr zum zweiten Mal. Zu dieser Zeit war er wohl schon hoch verschuldet; 1816 fand er den Tod in der Donau unter ungeklärten Umständen.

Johann Strauß hatte die Unterhaltungsmusik der Zeit als kleines Kind im Wirtshaus seines Vaters kennen gelernt, als er, unter dem Wirtshaustisch sitzend, den Musikanten zugehört hatte. Nach dem Tod seines Vaters absolvierte er eine Buchbinderlehre, 1822 legte er die Gesellenprüfung ab. Die Daten über seine musikalische Ausbildung fehlen, wir wissen lediglich, dass er sich bewusst für die Musikerlaufbahn entschied.

 

 

Die "große Karriere"

 

Nach dem Tode des Vaters suchte Strauß die Gunst des Kaiserhauses wieder zu erringen, doch trotz der Huldigungsmärsche für Kaiser Franz Joseph und den Hochadel hielt der Hof an seiner abweisenden Haltung fest, zumal Strauß nach wie vor Kontakte zur Wiener Studentenschaft unterhielt.

Von 1852 bis 1865 war er Dirigent der Faschingsbälle der Jus- und der Technikstudenten.

Seine Bemühungen um das junge Publikum schlugen sich in Kompositionen wie den "Architekten-Ball-Tänzen" (op. 36), "Paroxysmen" (op. 189) oder "Promotionen" (op. 221) nieder.


Johann Strauß Salon

Die Zurückhaltung des Hofes tat der Popularität des jungen Strauß keinen Abbruch. Wie früher sein Vater hatte er einen vollen Terminkalender:

Im Sommer spielte er jeden Montag im "Dommayer", am Dienstag und Freitag im Volksgarten, mittwochs im "Großen Zeisig", donnerstags in "Valentins Bierhalle", samstags in "Engländers Restauration" (Wien 9, Währinger Str.) und am Sonntag im Casino Unger in Hernals (Wien 17).

 


Schwenders Etablissement

Dazu kamen noch Konzerte im Prater, im "Sperl", in den Sofien-Sälen und den k. k. Redoutensälen sowie in Schwenders Etablissement (Wien 15, Schwenderplatz).

 

Wegen der vielen Bälle war die Wintersaison noch hektischer, oft wurde die Teilung der Kapelle notwendig: Strauß dirigierte die ersten Tänze einer Veranstaltung, übergab den Taktstock einem Subdirigenten und eilte zur nächsten.

 

Nach dem Fasching 1853 erkrankte Strauß ernsthaft und konnte ein halbes Jahr nicht auftreten.

Sein Bruder Josef übernahm die Dirigentenverpflichtungen; so konnte er sich im Sommer 1853 und '54 einer Kur unterziehen und mehr dem Komponieren widmen.


Kurhaus, Bad Ischl/Oberösterreich

 

 

Die Reisen nach Russland
(1856-1865)

 

Im Sommer 1854 traf Strauß in Bad Gastein mit einer Delegation der russischen Eisenbahngesellschaft zusammen, die ihn einlud, die Sommerkonzerte in Pawlowsk bei St. Petersburg zu übernehmen. Pawlowsk war der Sommersitz des reichen russischen Adels, daher konnte Strauß mit besonders hohen Einnahmen rechnen.

Von 1856 bis 1865 verbrachte er den Sommer dort (ausgenommen 1862, das Jahr seiner Heirat, als er sich durch seinen Bruder Josef vertreten ließ), und nur ungern trat er schließlich den lukrativen Auftrag an den jüngsten Bruder Eduard ab. Die Saison in Pawlowsk dauerte von Mai bis Oktober, und seine lange Abwesenheit von Wien wurde zunächst von Josef Strauß, später auch von Eduard überbrückt. Josef brach dafür sogar seine Ingenieurslaufbahn ab.

 

 

Amerika-Reise,
50-Jahr-Feier und Weltausstellung (1872/73)

 

 

 

1872 wurde Johann Strauß zum "Weltfriedensfest" nach Boston eingeladen, wo er bei einem Massenkonzert ein zweitausend Mann starkes Orchester dirigieren sollte.

Mit Frau Jetty und zwei Dienern schiffte er sich am 1. Juni in Bremen ein, nicht ohne ein Testament zugunsten seiner Frau abgeschlossen zu haben.

Zwischen dem 17. Juni und dem 4. Juli dirigierte er insgesamt 16 Konzerte, die in einer 165 mal 105 Meter großen gigantischen Halle stattfanden.


Johann Strauß,
Historisches Museum Wien

Auf dem Programm standen seine in Wien bereits berühmt gewordenen Tänze und ein aus eigenen Werken zusammengestellter "Jubilee-Waltz", der zum Vorbild einer Reihe von "originalen" Potpouries in Amerika werden sollte.

 

Musikverein
Musikverein "Goldener Saal"
Am 6. April 1873 feierte die Familie Strauß das 50jährige Bestehen ihres musikalischen "Imperiums" mit einem glanzvollen Wohltätigkeitskonzert im Musikverein, das Johann und Eduard leiteten.

In diesem Jahr fand auch die Weltausstellung in Wien statt, für die Johann den Gesangswalzer "Bei uns z' Haus" komponierte.

Er trat auch als Dirigent in Erscheinung, doch leitete er nicht sein eigenes Orchester, sondern eine deutsche Kapelle, die "Wiener Ausstellungskapelle". Eduard und die Strauß-Kapelle kamen bei der Weltausstellung nicht zum Zug und mussten mit dem Volksgarten vorliebnehmen.

 

Die "zweite" große Karriere:
Die Operette

 

 

Vermutlich hat Jacques Offenbachs Operette "Die schöne Helena", die 1865 am Theater an der Wien mit großem Erfolg gegeben wurde, Johann Strauß angeregt, selbst eine Operette zu schreiben.

Auch Franz von Suppés und Carl Millöckers Operetten mit Wiener Lokalkolorit scheinen bei Strauß' ersten Versuchen Pate gestanden zu haben.

1868 entstand seine erste Operette, "Die lustigen Weiber von Wien".


Bühnenszene aus "Die Fledermaus"
v. Johann Strauß

Vergeblich bemühten sich der berühmte Komponist und seine Frau, eine Bühne zu finden, die das Stück aufführen würde. Strauß ließ sich aber durch diesen Misserfolg nicht entmutigen. Im Januar 1870 legte er sein Amt als Hofballmusikdirektor zurück (den Titel durfte er behalten), um sich verstärkt der Operettenkomposition widmen zu können; die Leitung seiner Kapelle übertrug er seinem Bruder Eduard.

Im Februar 1871 erlebte seine zweite Operette "Indigo und die vierzig Räuber" im Theater an der Wien ihre erfolgreiche Premiere. Der Kapellmeister des Theaters, Richard Genée, war Strauß bereits während der kompositorischen Arbeit mit seiner langjährigen Bühnenerfahrung hilfreich zur Seite gestanden. Er lieferte das Libretto für den "Carneval in Rom", der im März 1873 uraufgeführt wurde. Das mit dem alten Wiener Singspiel verwandte Stück wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und erlebte am Theater an der Wien eine Serie von 54 Aufführungen. Noch zu Strauß' Lebzeiten wurde es weltweit in 70 Theatern gegeben.

 

Johann Strauß (Gemälde)
Johann Strauß (Gemälde)
Ende 1873 schrieb Strauß innerhalb von sechs Wochen seine heute wohl berühmteste Operette "Die Fledermaus". Richard Genée hatte sowohl am Libretto als auch an der Musik mitgearbeitet, so dass Strauß später ein Viertel der Tantiemen ihm überließ.

Vor der Premiere am 4. April 1874 mussten die Autoren noch die von der k. k. Polizeidirektion beanstandeten politisch und moralisch "anstößigen" Stellen "korrigieren". Dann war die "Fledermaus" ein riesiger Erfolg und machte Strauß zu einem "gestandenen" Operettenkomponisten.

 

In den nächsten Jahren entstanden drei Werke, die heute kaum oder gar nicht mehr gespielt werden:

"Cagliostro in Wien", "Prinz Methusalem" und "Blindekuh". Letzteres war für das Theater an der Wien und auch für den Komponisten ein finanzieller Misserfolg.

Johann Strauß dirigiert
Johann Strauß dirigiert,
Historisches Museum, Wien

Um einem eventuellen weiteren Desaster vorzubeugen, schaltete sich daraufhin Lily Strauß in das künstlerische Management ihres Mannes ein, sie sorgte für eine bessere Werbung und arbeitete am Libretto mit. Die beiden nächsten Stücke "Das Spitzentuch der Königin" und "Der lustige Krieg" kamen beim Publikum dann tatsächlich sehr gut an.

Auch Adele, Strauß' dritte Frau, arbeitete am Schaffen ihres Mannes mit, allerdings mehr im Hintergrund: 1883 brachte sie ihren Lebensgefährten mit dem ungarischen Romancier Maurus Jókai (Jókai Mór) zusammen. Jókai versprach ihm ein Operettenlibretto, "Saffi", das Strauß dann als Grundlage für den "Zigeunerbaron" verwendet hat. Zwei Jahre dauerte die Arbeit an dem neuen Werk, bis es am 24. Oktober 1885 am Theater an der Wien aufgeführt wurde und überwältigenden Erfolg hatte.

 


Staatsoper, Wien
Daraufhin erhielt Strauß eine Reihe von Textbüchern zur Vertonung. Doch das nächste Stück, "Simplicius" (Uraufführung am 17. 12. 1887), erfüllte nicht die hohen Erwartungen des Publikums, und Strauß legte eine mehrjährige "Operetten-Pause" ein.

Umso größer war das Interesse an seinem nächsten Bühnenwerk ("Der Kuss"), und die Wiener Hofoper bot ihm an, dieses am Neujahrstag 1892 herauszubringen.

 

Ein Jahr später (am 10. Januar 1893) ging "Fürstin Ninetta" zum ersten Mal über die Bühne. Mehr als 70 weitere Aufführungen folgten, doch sobald der Stoff seine Aktualität verloren hatte, verschwand das Werk vom Spielplan, wie auch "Der Kuss" in Vergessenheit geraten ist.

 

In Bad Ischl schrieb Strauß an einem neuen Stück ungarischen Kolorits: "Jabuka". Johannes Brahms, der eine Probe besuchte, soll die "gefühlvollen Stellen" als "ziemlich jämmerlich" bezeichnet haben.

Immerhin erreichte dieses Werk, Vorbild für zahlreiche ungarisch inspirierte Operetten, am Theater an der Wien 57 Aufführungen.


Kaiservilla,
Bad Ischl/Oberösterreich

Am 15. Dezember 1894 feierte das musikalische Wien Strauß' 50jähriges Künstlerjubiläum. Der Komponist wurde mit Ehrungen überhäuft; unter anderem wurde ihm an diesem Tag die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft der Musikfreunde verliehen. Zu dieser Zeit arbeitete er bereits an "Waldmeister"; diese Operette spielt in Dresden und stellt eine freundliche Geste gegenüber Strauß' "Wahlheimat" Sachsen dar. Brahms zeigte sich von der Orchestrierung sehr angetan, doch soll er bemerkt haben: "die Musik selbst hätte er ja früher besser gemacht".

Am 13. März 1897 fand die Premiere von Strauß' letzter Operette statt. Von diesem Werk, dessen Libretto ihm aufgedrängt worden war, distanzierte sich der Komponist, er ging zur Premiere gar nicht hin. "Die Göttin der Vernunft" wurde mehr als ein Jahrzehnt später von dem ungarischen Schriftsteller Siegmund Salzmann (Pseudonym Felix Salten) neu textiert und mit dem Titel "Reiche Mädchen" herausgebracht.

 

 

Privates:
Ehen und Wohnungen

 

 

Am 27. August 1862 heiratete Johann Strauß im Stephansdom die Sängerin Jetty Treffz. Das Paar nahm sich zunächst eine Wohnung in der Inneren Stadt (Weihburggasse 2), zog jedoch bald in die Leopoldstadt, in die Praterstraße 54, wo sich heute das Strauß-Museum befindet.

Die Eheschließung und die Gründung einer eigenen Familie hätte Strauß kaum mit seinen beruflichen Verpflichtungen vereinbaren können, wäre nicht auch Bruder Eduard in das musikalische Familienunternehmen voll eingestiegen.


Histor. Abbildung:
Praterstraße 54

Eduard debütierte am 5. Februar 1861 mit großem Erfolg, im April 1962 dirigierte er erstmals ein ganzes Konzert.

1868 kauften Johann Strauß und seine Frau jenes in Hietzing nahe dem Schlosspark Schönbrunn gelegene Haus (Wien 13, Maxingstrasse 18), das sie schon seit 1862 während der Sommermonate bewohnten.

 

Das Palais Johann Strauß (historische Aufnahme)
Das Palais Johann Strauß
(historische Aufnahme)
1870 wurde die Familie Strauß durch drei Todesfälle getroffen:

die Mutter Anna Strauß starb im Februar, Josef folgte ihr im Juli, und im November starb die Schwester der Mutter, Josefine Weber, die auch im "Hirschenhaus" gelebt hatte und der Familie eine wichtige Stütze gewesen war.

1876 erwarb das Ehepaar Strauß zwei Grundstücke in der Igelgasse auf der Wieden (Wien 4, Johann-Strauß-Gasse 4-6) und ließ hier einen palaisartigen Wohnsitz errichten.

 

Die "Bauaufsicht" und die Entscheidungen in allen Detailfragen überließ Strauß seiner Frau Jetty, die jedoch die Hausweihe nicht erleben durfte - sie starb am 8. April 1878 an einem Schlaganfall und wurde auf dem Hietzinger Ortsfriedhof (Wien 13, Maxingstrasse 15) beigesetzt (Gruppe XIII, Gruft Nr. 73). Für Johann Strauß war ihr Tod ein schwerer Schlag; der Verlust ihrer mütterlichen Fürsorge ließ ihn völlig hilflos werden. Er war psychisch nicht imstande, am Begräbnis seiner Frau teilzunehmen, sondern versteckte sich währenddessen im Hietzinger Hotel Victoria vor den Menschen.

 

Nur sieben Wochen nach Jettys Tod, am 28. Mai, ging Strauß eine zweite Ehe ein mit der um 25 Jahre jüngeren Schauspielerin Angelika Dittrich (1850-1919). Sie hatte sich in Wien zur Bühnensängerin ausbilden lassen und versuchte über Johann Strauß ein Engagement am Theater an der Wien zu erhalten. Johann Strauß Denkmal im Wiener Stadtpark
Johann Strauß Denkmal im Wiener Stadtpark

Nach der Hochzeitsreise zog das Paar bereits in die Igelgasse Nr. 4. Angelika ("Lily") besorgte die fürstliche Einrichtung des Hauses: kostbare Möbel und Kunstgegenstände im Makart-Stil zierten die Räume der beiden Stockwerke, und der geräumige Garten erhielt einen Pavillon und einen Brunnen mit der "Donauweibchen"-Figur von Hans Gasser.

Im Sommer 1880 kaufte Strauß noch eine Villa in Schönau bei Leobersdorf, die ebenfalls von seiner Frau eingerichtet wurde. Sie war ihm in vielen Dingen eine Hilfe und setzte sich auch sehr für seine Werke ein. Trotzdem war die Ehe nicht glücklich. Im Sommer 1882, während der Vorbereitungen für das nächste Bühnenwerk "Eine Nacht in Venedig" am Theater an der Wien, verließ Lily Strauß ihren Mann und zog zum Direktor des Theaters, Franz Steiner.

 

 

Eine Heirat mit Hindernissen -
die dritte Ehe

 

 

Johann Strauß holte in sein verwaistes "Igelheim", wie er es nannte, bald eine dritte Frau, eine junge Witwe mit Kind, die nach ihrem ersten Mann auch Strauß hieß.

Es scheint, dass Adele Strauß für ihn die ideale Partnerin war. Sie lebten zunächst in "wilder Ehe", obwohl die bürgerliche Scheidung von Lily am 9. Dezember 1882 ausgesprochen worden war: die katholische Kirche löste den Ehebund nicht, und die Verbindung der beiden konnte nur durch den Verzicht auf die österreichische Staatsbürgerschaft und den Übertritt zum evangelischen Glauben legalisiert werden.


 

Sie heirateten als "deutsche Reichsbürger" am 15. August 1887 im sächsischen Coburg.

Adele und Johann Strauß hatten ein offenes Haus, in dem sich die damalige Kulturprominenz traf: Johannes Brahms und sein Freund und Biograph Max Kalbeck, Alexander Girardi, Ludwig Bösendorfer, der Bildhauer Victor Tilgner, der Pianist Alfred Grünfeld und andere bedeutende Persönlichkeiten waren regelmäßig zu Gast, und auch Anton Bruckner, Wilhelm Kienzl und Giacomo Puccini scheinen im Gästebuch auf.

Im Sommer 1893 verkaufte Johann Strauß seine Villa in Schönau, um in Kaltenbach bei Bad Ischl die Villa Erdödy zu erwerben. In seinen letzten Lebensjahren zog er sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Sein letztes Bühnenwerk, ein abendfüllendes Ballett, konnte er nicht vollenden: "Aschenbrödel" wurde mit den Ergänzungen von Josef Bayer 1901 in der Berliner Hofoper uraufgeführt.

Am 31. Mai 1898 präsentierte Strauß anlässlich der Enthüllung des Raimund-Denkmals im Deutschen Volkstheater seinen letzten Walzer, das Potpourri "Klänge aus der Raimundzeit" op. 479.

 


Johann Strauß Grabmal
Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er am Pfingstmontag 1899 in der Hofoper: anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der "Fledermaus" dirigierte er die Ouvertüre. Kurz darauf erkrankte er an doppelseitiger Lungenentzündung, und am 3. Juni 1899 starb er in seinem Wiener Haus.

Der Trauergottesdienst fand in der evangelischen Kirche der Innenstadt (Wien 1, Dorotheergasse 18) statt, beigesetzt wurde Johann Strauß unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof (Ehrengräbergruppe 32 A, Nr. 27).

 

Die Werke

 

 

Johann Strauß' Œuvre umfasst 16 Bühnenwerke, ein unvollendetes Ballett und 479 weitere gedruckte Werke, Tänze, einige Männerchöre und Lieder.

 

Seine frühen Tänze orientierten sich noch stark am Vorbild des Vaters, aber in den großen Konzertwalzern der 50er Jahre ist der Einfluss der "neudeutschen" Schule, Franz Liszts und Richard Wagners sowie des Bruders Josef nicht zu verkennen.

Sie zeichnen sich durch Differenzierung der musikalischen Form und durch eine üppige bis schwerfällige Orchsetrierung aus, weswegen sie von Eduard Hanslick als "Walzer-Requiem" bezeichnet wurden.

Eines der wenigen erhaltenen Notenblätter  von Johann Strauß
Eines der wenigen erhaltenen Notenblätter
von Johann Strauß

 


Deckblatt des Werkes
"An der schönen blauen Donau"
Mit dem Chorwalzer "An der schönen blauen Donau" machte Strauß den ersten Schritt Richtung Operette: mitreißende Tänze mit sanglichen Melodien bilden das musikalische Gerüst dieser neuen Gattung.

 

Von den 16 Bühnenwerken haben eigentlich nur zwei die Probe der Zeit bestanden: "Die Fledermaus" und "Der Zigeunerbaron", die anderen Operetten verloren meist nach einer Saison ihre Aktualität.

Doch mit der "Fledermaus" und dem "Zigeunerbaron" hat Johann Strauß Meisterwerke von zeitlosem Charme geschaffen, in denen Wiener Tanzmusik- und Theatertradition miteinander verschmelzen. Die musikalische Charakterisierung der Personen, die aparte Orchestrierung, die ganze Handlung und überhaupt die Dimensionen der beiden Werke stellen sie in nahe Verwandtschaft mit der komischen Oper.

Von den anderen Operetten sind heute nur noch einzelne Melodien bekannt, die - damals separat veröffentlicht und nachträglich neu texiert - als "Schlager" überlebten.

 

Viele Strauß-Melodien fanden auch Eingang in sogenannte "Pasticcio - Operetten", "Wiener Blut" ist die erste von ihnen.

Die Idee dafür war noch zu Strauß' Lebzeiten geboren worden.

Zu diesem von Adolf Müller junior arrangierten Werk hatte Johann Strauß noch seine Zustimmung geben können; aufgeführt wurde es erst nach dem Tod des Komponisten am 25. Oktober 1899 im Wiener Carl-Theater und ist mit der Zeit eines der erfolgreichsten Strauß-Werke geworden.



Strauß-Geige