Zar und Zimmermann 1990
Handlung | Albert Lortzing | Solisten | Ensemble | Orchester | Team |
Albert Lortzing
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geboren: | 23. Oktober 1801 in Berlin (Deutschland) |
gestorben: | 21. Januar 1851 in Berlin (Deutschland) |
'Der Wildschütz' und 'Zar und Zimmermann' sind seine bekanntesten und populärsten Opern. Noch heute sind die komischen Opern und die Liederspiele von Albert Lortzing sehr beliebt. Vor 150 Jahren, am 21. Januar 1851, starb Lortzing, der auch Schauspieler, Sänger und Kapellmeister war.
Albert Lortzing. Der Name steht für ZAR UND ZIMMERMANN, WILDSCHÜTZ,
WAFFENSCHMIED, UNDINE, schönstes deutsches Singspieltheater- Biedermeier
- Vormärzidylle - für Volkstümliches, für Holzpantinen und
Butzenscheiben. Doch die Idylle trügt. Albert Lortzing führte ein
entbehrungsreiches, unstetes Gauklerleben. Die Lortzings stammten aus Thüringen.
Unter den Vorfahren finden sich Bader, Abdecker, Scharfrichter. Der Vater
war ein Lederkaufmann und Theaternarr; die Mutter, eine schöne
Hugenottin, Schauspielerin. 1801 kam Albert zur Welt. Früh übernimmt er
Kinderrollen. Nebenbei bekommt er Musikunterricht, doch mit mäßigem
Erfolg.
Als 1812 das väterliche Geschäft Pleite macht, verlässt die Familie
Berlin und desertiert endgültig zum Theater. Aus braven Bürgersleuten
werden über Nacht Komödianten - Underdogs - Vagabunden. Die Lortzings
tingeln durch ganz Deutschland - sie leben von der Hand zum Mund. Auf den
beschwerlichen Tourneen saugt Albert die Theaterluft gewissermaßen mit
der Muttermilch ein.
1817 tritt Lortzing erstmals als jugendlicher Liebhaber und auch in
Tenor- und Baritonpartien auf. In jenen Tagen war es noch üblich, dass Sänger
Sprechrollen übernahmen und Schauspieler auch in der Oper auftraten.
Lortzing über sich selbst:
Lortzing: Mein Fach ist: erste jugendliche tragische Liebhaber,
Bonvivants, Naturbursche, Lust-, Schau- und Trauerspiel; in der Oper
zweite Tenor-, Bariton- und Spielparthien.
Und wenn Not am Mann ist, hilft er als Cellist noch aus. Wie die Mutter
glänzt Albert vor allem im komischen Fach. Während er als Darsteller in
der Tragödie, so sein Freund Philipp Dühringer,
Dühringer: «niemals wahre Wirkung hervorbringen konnte ... nicht
selten witzelte er selbst über seine ernsten Rollen».
Seine Bühnenerfahrungen verlocken ihn, selbst fürs Theater zu
schreiben. Doch nicht Dramatiker, Musikdramatiker will er werden. In
Lortzing rumort noch eine andere Idee, die sich erst 100 Jahre später
richtig durchsetzen wird: Ihm geht es darum, eine Show mit populären
Melodien, Tanzeinlagen und einer spannenden Story zu präsentieren. Heute
nennt man das Musical. Er schreibt sich den Text und die Musik selbst und
bezeichnet das Ganze als Spieloper.
1826 geht er nach Detmold, wo er sechs Jahre hängen bleibt. Frustriert
bemerkt er:
Lortzing: Übrigens ist Detmold eine sehr schöne Stadt, die mehr
Dreck als Häuser hat.
Von Detmold zieht er nach Leipzig, einige Jahre später nach Wien.
Trotz so fantastischer Stücke wie "Zar und Zimmermann" und
"Wildschütz" gelingt es ihm nicht richtig, im bürgerlichen
Opernbetrieb Fuß zu fassen. Als 1846 sein WAFFENSCHMIED aufgeführt wird,
muss er erbittert feststellen, dass das Leipziger Publikum zu der
gefeierten Primadonna Jenny Lind, die gerade gastiert, in Scharen läuft,
während es bei ihm ausbleibt. Es kommt die 48er Revolution. Sie macht ihm
Mut.
Er komponiert in aller Eile eine von den neuen Ideen beeinflusste Oper:
REGINA. Doch da die revolutionäre Bewegung scheitert, ist eine Aufführung
des Werkes ausgeschlossen (), und das Theater an der Wien ist derart
heruntergekommen, dass nur noch grobe Farcen gespielt werden. Im September
48 wird Lortzings Vertrag nicht verlängert. Der vom Pech verfolgte
Verfasser vieler Volksstücke muss nach Leipzig zurückkehren und sogar
wieder seinen ehemaligen unsicheren Beruf als Schauspieler ausüben.
In Leipzig will er nicht länger bleiben. In Berlin nimmt er am
Friedrich Wilhelmstädtischen Theater eine kümmerlich bezahlte
Kapellmeisterstellung an. Verbessern tut er sich keineswegs.
Lortzing: »Ja ja, mein lieber Bruder, ... damit Du nicht wieder
schimpfst, weil ich Dir kein Vertrauen geschenkt, so gestehe ich Dir, was
ich noch keinem gestanden, dass ich durch die letzten verhängnisvollen
Jahre, das viele Übersiedeln, die mehrfache Engagementslosigkeit und
hauptsächlich durch den seit drei Jahren gänzlich von mir gewichenen
Opernseegen - so verarmt bin - so verarmt, dass Deutschland darob erröth
könnte, wenn es anders Schaam im Leibe hätte. Gott weiß es und die
Meinigen, ich habe immer gearbeitet, aber ich habe seit drei Jahren mit
drei letzten neuen Opern Pech gehabt; dass heißt, es ist keine
durchgefallen, aber sie haben halt das nicht gemacht was man von mir
erwartete und die Herren Intendanten, Oberegisseure und andere
Schweinehunde, wenn sie nicht gleich Erfolge wie die des Freischützen,
oder eines CZAR u. ZIMMERMANN'S wittern, lassen den deutschen Komponisten
in Stich - weil es eben ein deutscher ist.
Künstlerisch hätte Lortzing noch viel zu sagen, doch körperlich und
finanziell ist er ausgebrannt..
Lortzing: »Mein Bischen Erspartes ist dahin, mein Bischen Silber
und Pretiosen schon seit lange versetzt, selbst die meinen Kindern gehörigen
Papiere sind auf der Leipziger Feuer: Versicherung verpfändet! ... Meine
GAGE ... reicht natürlich kaum für den Magen, ... .... zum Versetzen
habe ich nichts mehr und ich kann mich doch vor der Welt nicht so bloos
geben, weil ich mich schäme - für die Welt!«.
Dabei werden seine Opern in Berlin jetzt überall gespielt. Und in
Frankfurt am Main steht sein neuestes Werk DIE OPERNPROBE kurz vor der
Premiere. Prophetisch schreibt er kurz vor seinem Tod:
Lortzing: Ich weiß nicht ... aber es ist mir als ob ich von Berlin
nicht mehr fortkommen würde.
Lortzings Tod am 21. Januar 1851 sprach sich in Berlin wie ein
Lauffeuer herum. Tausende erschienen zu seiner Beerdigung, darunter der
Generalmusikdirekter der königl. preussischen Hofoper, Giacomo Meyerbeer.
11 Kinder, 12 Opern, 3 Wohnorte in 49 Lebensjahren, bilanziert Jürgen
Lodemann in seiner Lortzing-Biographie sarkastisch. Er sei ein
Multimediatelent gewesen, Sänger, Schauspieler, Dirigent, Clown,
Komponist, Textdichter - und Frauenschwarm.