Der
Freischütz
Romantische Oper in 3 Aufzügen
Musik: Carl Maria von Weber
Text: Johann Friedrich Kind
Uraufführung: 18. Juni 1821 in Berlin
Waldgebiet im Böhmischen
Wald um 1650, kurz nach Beendigung des 30-jährigen Krieges
1. Aufzug
Im Reiche Ottokars, des böhmischen Fürsten, gibt es seit langer Zeit einen
Brauch, den Erbförster aufgrund eines Tests, des sogenannten
"Probeschusses", zu bestimmen. Allerlei Sagen und Legenden ranken sich
um diesen traditionellen Probeschuss. Von Freikugeln, die gemeinsam mit dem
Teufel gegossen werden, wird gesprochen.
Eine fröhliche Menge hat sich vor einer Waldschenke getroffen, wo sie den
reichen Bauern Kilian als Schützenkönig feiern. Es ist der Tag vor dem
Probeschiessen. Der Jägerbursche Max sitzt allein an einem Tisch und ist bestürzt
über das Nachlassen seiner Treffsicherheit, so kurz vor diesem wichtigen
Anlass. Er wird vom Volk verspottet, da tritt der amtierende Erbförster Kuno
auf. Dass Max schon den ganzen Tag verfehlt, kann er erst glauben, als es ihm
dieser bestätigt. Gut gemeint erinnert Kuno ihn daran, dass er ihm seine
Tochter, die Liebste Maxens, vorenthalten müsse, sofern dieser morgen nicht als
Sieger hervorgehen werde.
Die Menge zieht in die Schenke, Max bleibt noch sitzen als sich Kaspar zu ihm
gesellt. Auch er ist ein Jägerbursche und hat ein Auge auf Kunos Tochter Agathe
geworfen. Dass Max zum Gespött der Bauern geworden ist, sei ihm nicht recht, er
werde ihm helfen, am morgigen Tage zu siegen. Geschickt bringt er das Gespräch
immer wieder auf den Probeschuss. Max sah Kaspar schon immer als geheimnisvollen
Gesellen und misstraut ihm aus tiefster Seele. Er kennt die Gerüchte von den
Freikugeln: Im Tausch gegen die eigene Seele erhält man sieben Kugeln vom
Teufel, sechs, die unfehlbar nach des Jägers Wunsche treffen, die siebte aber
lenkt der Böse. Er will nach Hause, doch Kaspar weiß ihn zurückzuhalten. Was
wird Agathe sagen, wenn er so Beutelos nach Hause kommt am Tag vor dem
Probeschuss? Kurzerhand drückt er ihm sein Gewehr in die Hand und zeigt auf
einen Vogel der weit in den Lüften seine Kreise zieht. Er drängt Max zu schießen,
und fast unwillkürlich drückt dieser ab und trifft! Nun hat Kaspar Max, der um
seine Zukunft zittert, in der Hand. Er verspricht ihm, mehr solche Kugeln zu
beschaffen und bestellt ihn für Mitternacht in die Wolfsschlucht.
2. Aufzug
Am gleichen Abend versucht Aennchen ihre Freundin Agathe im Försterhaus
aufzumuntern. Das Bild des Stammvaters Kuno ist von der Wand gefallen und hat
Agathe leicht an der Stirn verletzt, diese sieht das als böses Vorzeichen. Das
liebliche Aennchen redet ihr das aus und lässt sie kurz darauf alleine. Sehnsüchtig
wartet Agathe auf ihren Liebsten. Unruhig lauscht sie in den Wald hinein, bis
sie endlich Schritte vernimmt und Max auftritt. Sichtlich unruhig übergibt er
Agathe den erlegten Vogel. Er will auch gleich wieder los, angeblich müsse er
noch einen erlegten Hirschen in der Wolfsschlucht bergen. Dieser Gedanke ängstigt
Agathe sehr, Gewitter scheint im Anzug zu sein, doch die beiden Mädchen
versuchen den Jäger vergeblich aufzuhalten.
Das nächste Bild zeigt
die Wolfsschlucht. Das Heulen des Windes und ein unheimlicher Geisterchor
unterstreicht die Szenerie. Kaspar ist mit der Zauberzeremonie beschäftigt.
Samiel, der Teufel in Gestalt des "schwarzen Reiters", erscheint.
Kaspar's Frist ist abgelaufen, nur wenn er ein neues Opfer bringt, wird sie verlängert.
Kaspar bietet Maxens Seele. Max erscheint und begibt sich unter höchsten
Seelenqualen zu Kaspar. Das Kugelgießen beginnt, während dem Höhepunkt der
Zauberei erscheint Samiel erneut. Als es Eins schlägt ist das Werk vollbracht.
3. Aufzug
Am nächsten Tag muss Aennchen Agathe erneut aufmuntern. Schlechte Träume haben
sie in der Nacht gequält, und erneut ist das Bild des Ahnen von der Wand
gefallen. Die Vorzeichen hören nicht auf, denn als Aennchen Agathe den
Brautkranz aufsetzen will, sieht sie zu ihrem Entsetzen, dass in der Schachtel
ein Trauerkranz ist, ein unheimliches Versehen. Schnell bindet Aennchen die weißen
Rosen, die ein frommer Eremit ihr schenkte, zu einem Kranz und setzt ihn Agathe
auf.
Es ist der Tag des Probeschusses, viele noble Gäste haben sich in einer schönen
Waldgegend eingefunden. Max scheint Glück zu haben, er hat noch keines seiner
Ziele verfehlt. Nun folgt der Probeschuss. Der Fürst zeigt auf eine weiße
Taube, eine leichte Aufgabe, denkt sich Max. Doch als er schießt, ertönen zwei
Schreie. Agathe sinkt nieder, genauso wie Kaspar, der sich hinter einem Stamm
versteckt hat. Max stürzt zu seiner Braut, die sogleich aus ihrer Ohnmacht
erwacht. Doch Kaspar bleibt in seinem Blut liegen, die Kugel hat ihn getötet.
Max gesteht sein Bündnis mit dem Bösen. Fürst Ottokar will ihn dafür
lebenslang aus seinem Herrschaftsgebiet verweisen. Da tritt der Eremit auf und
spricht sich gegen den Probeschuss aus, der einen redlichen Burschen auf den
falschen Weg geführt habe, nur der Liebe wegen. Der Eremit wird als weiser Mann
geschätzt, so nimmt Ottokar sein voreiliges Urteil zurück, gibt Max allerdings
eine Frist von einem Jahr, in dem er sich als Jäger und frommer Gläubiger
behaupten soll.
Weber schrieb den
Freischütz im Auftrag des Grafen Brühl, mit dem Material hatte er sich schon
Jahre zuvor befasst. Die Geschichte basiert auf einer Novelle von Apel, welcher
als Vorlage zu seiner Schauergeschichte einen Bericht aus den Gerichtsakten der
böhmischen Stadt Taus verwendete. Der Dichter Johann Friedrich Kind hat sich
diesem Stoff angenommen und ihn mit einem nicht dramatischen Ende versehen. Die
Grundstimmungen jeder Szene schildert Weber in allen Einzelheiten mit der Musik.
Die Charakteren der Personen werden nicht nur motivisch, sondern auch
instrumental unterstrichen. Auch die Tonarten haben charakterisierende
Stimmungswerte. In der Ouvertüre schildert Weber bereits den Kampf zwischen Gut
und Böse und sagt seinem Publikum von vornherein, dass die Macht des Finsteren
unterliegen wird.
Ohne kitschig zu werden, schuf Weber Melodien, die bald vom ganzen Volke
nachgesungen wurden. Er stützte sich auf Nationalgut, ließ den Chor
traditionell klingende Volkslieder singen. Hingegen wirkten seine zum Teil fast
disharmonischen Akkordwechsel als etwas Neues, das Publikum war sich bis anhin
solches nicht gewohnt. Die Arie der Agathe gehört zu den schönsten, die die
deutsche Oper je hervorbrachte, auch das Terzett Agathe, Aennchen, Max ist
einzigartig in seiner Art.
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